Iron Condor

Iron Condor

aktualisiert am: Februar 8, 2023

Autor: TOBIAS SCHMID | Trader / Anleger / Börsenexperte

aktualisiert am: Februar 8, 2023

Autor: TOBIAS SCHMID | Trader / Anleger / Börsenexperte

Der Iron Condor ist eine Optionsstrategie, mit der Du von Seitwärtsmärkten profitieren kannst. Ähnlich wie bei einem Short Strangle spekulierst Du darauf, dass sich das Underlying bis zum Verfallstag innerhalb einer bestimmten Preisspanne bewegen wird. Der Vorteil des Iron Condors (im Gegensatz zu einem Short Strangle) besteht dabei in dem begrenzten Maximalverlust. Wie genau ein Iron Condor funktioniert und wie dieser profitabel gehandelt werden kann, erfährst Du in diesem Artikel.

Was ist ein Iron Condor?

Der Iron Condor ist eine Optionsstrategie, die einen Gewinn erzielt, wenn sich der zugrundeliegende Basiswert innerhalb einer definierten Kursspanne seitwärts bewegt. Der Iron Condor besteht aus dem gleichzeitigen Verkauf eines Bear Call Spreads und eines Bull Put Spreads mit gleichem Verfallstermin.

Bei der Eröffnung des Trades erhältst Du eine Prämieneinnahme – im Englischen auch als Credit bezeichnet. Der Iron Condor besteht aus zwei Credit Spreads und Dein Ziel ist es, die Prämieneinnahme zu behalten und der im Idealfall wertlose Verfall aller Optionen am Verfallstermin. (Meist werden die einzelnen Spreads jedoch vor dem Verfall für einen geringen Preis zurückgekauft.)

Wenn Du verstanden hast, wie ein Credit Spread, genauer gesagt ein Bear Call Spread und ein Bull Put Spread funktionieren, wird Dir auch die Funktionsweise des Iron Condors verständlich sein.

Wann erzielt der Iron Condor einen Gewinn?

Grundsätzlich spekulierst Du mit einem Iron Condor darauf, dass sich das Underlying bis zum Verfallstermin innerhalb einer bestimmten Preisspanne bewegen wird. 

Falls es während der Laufzeit der Optionen zu einer starken Kursbewegung kommt, wirkt sich das negativ aus, während sich eine moderate Kursbewegung oder eine Seitwärtsbewegung positiv auswirkt.

Die implizite Volatilität – kurz IV – beeinflusst ebenfalls den Verlauf des Trades, d.h. der Iron Condor profitiert von einem Rückgang der IV, während sich ein Volatilitätsanstieg negativ auswirkt.

Iron Condor im Überblick

Komponenten (Legs):OTM Bear Call Spread
OTM Bull Put Spread
Marktmeinung:neutral/seitwärts, moderat bullisch/bärisch
Credit/Debit:Credit
Zeitwertverfall:profitiert
Vega:Short Vega
max. Gewinn:Net Credit
max. Verlust:Abstand Strikes (Bear Call Spread oder Bull Put Spread) – Net Credit
Break Even Point(s):Strike Short Call + Net Credit
Strike Short Put – Net Credit
+ = long
– = short
Credit = Guthaben wird bei Eröffnung des Trades auf Dein Konto gebucht
Debit = Eröffnung des Trades kostet Guthaben
Long Vega = Trade/Strategie profitiert von steigender Volatilität
Short Vega = Trade/Strategie profitiert von fallender Volatilität

Key Takeaways

  • Der Iron Condor ist eine Stillhalterstrategie, die insb. in Seitwärtsmärkten gut funktioniert.
  • Bei der Eröffnung des Trades, erhältst Du eine Prämieneinnahme (Credit).
  • Der Iron Condor profitiert vom Zeitwertverlust der Optionen.
  • Der Iron Condor wird primär in einem Umfeld hoher impliziter Volatilität eingesetzt und profitiert von einer rückläufigen IV.

Iron Condor in der Praxis: Tipps & Wissenswertes

Der Iron Condor ist eine Optionsstrategie, die bevorzugt in einem Umfeld hoher bzw. gestiegener Volatilität eingesetzt wird. Durch den Anstieg der impliziten Volatilität werden die Optionen teurer, das bedeutet, Du erhältst eine höhere Prämieneinnahme bzw. Du kannst die Spreads weiter Out Of The Money verkaufen, was Deine Erfolgswahrscheinlichkeit erhöht.

Dennoch musst Du beachten, dass sowohl ein starker Kursanstieg als auch ein starker Kursrückgang einen Verlust zur Folge hat.

Der Iron Condor zählt zu den Stillhalterstrategien. Optionshändler halten den Trade häufig nicht bis zum Verfallstermin, sondern realisieren einen Teilgewinn oder schließen den Trade frühzeitig, um einen drohenden Verlust zu begrenzen.

Vorteile & Nachteile des Iron Condors

Der Iron Condor funktioniert prinzipiell sehr ähnlich wie ein Short Strangle. Der Unterschied besteht darin, dass beim Handel eines Iron Condors neben den verkauften Optionen zusätzlich Optionen zur Absicherung gekauft werden.

Dies führt dazu, dass der Maximalverlust begrenzt wird. Allerdings entstehen durch den Kauf der Optionen Kosten, wodurch sich die Prämieneinnahme (Net Credit) und somit der maximal mögliche Gewinn reduziert.

Außerdem solltest Du beachten, dass ein Iron Condor aus vier einzelnen Optionen besteht. D.h. für einen Round Turn (Eröffnen und Schließen des Trades) sind insgesamt acht einzelne Trades nötig und Du musst acht Mal Transaktionskosten bzw. Provision bezahlen. Die eingenommene Optionsprämie sollte deshalb hoch genug sein, damit die Kosten nicht zu stark ins Gewicht fallen.

Wahl der Strikes

Bei der Wahl der Strikes solltest Du grundsätzlich zwei Dinge beachten:

  1. Wie groß ist der Abstand zwischen den beiden Short Strikes bzw. zwischen dem Bull Put Spread und dem Bear Call Spread
  2. Wie weit sind die einzelnen Spreads, d.h. wie groß ist jeweils der Abstand zwischen dem Short Strike und dem Long Strike? (Die Weite des Bear Call Spreads ist dabei in der Regel gleich groß wie die Weite des Bull Put Spreads. Dies ist aber nicht zwingend notwendig und es können theoretisch auch unterschiedlich große Spreads gehandelt werden.)

Experten Tipp

Die größte Gewinnwahrscheinlichkeit hast Du, wenn Du Short Strikes wählst, die weit aus dem Geld (Out Of The Money) liegen.

Abstand der Spreads (bzw. Abstand der Short Strikes)

Was den ersten Punkt betrifft, so definiert der Abstand der Spreads (bzw. der Abstand der Short Strikes) den Kursbereich, innerhalb welchem beim Verfallstermin der Maximalgewinn entsteht.

Ein größerer Abstand bedeutet also eine höhere Gewinnwahrscheinlichkeit. Allerdings ist auch der Maximalgewinn (Net Credit) desto geringer, je weiter die Spreads voneinander entfernt bzw. je weiter diese aus dem Geld sind.

Weite der einzelnen Spreads

Was den zweiten Punkt betrifft, so definiert die Weite der einzelnen Spreads den Maximalverlust (abzüglich der Prämieneinnahme). Falls beide Spreads nicht gleich groß sind, ist der größere/weitere Spread derjenige mit dem höheren Risiko.

Auch die Weite der Spreads hat Einfluss auf die Höhe der eingenommenen Netto-Optionsprämie. Engere Spreads reduzieren die Prämieneinnahme (und auch das maximale Risiko), während weitere Spreads eine höhere Prämieneinnahme (jedoch auch ein höheres Risiko) bedeuten.

Maximaler Gewinn

Der Maximalgewinn eines Iron Condors entsteht, wenn Du den Trade bis zum Verfallstermin hältst und alle Optionen wertlos verfallen. Hierfür muss das Underlying am Verfallstermin zwischen den Short Strikes notieren, genauer gesagt müssen die Short Strikes Out Of The Money oder At The Money verfallen.

Berechnung des Maximalgewinns

Die Höhe des Maximalgewinns entspricht dabei der netto Prämieneinnahme (Net Credit), die Du bei der Trade-Eröffnung erhalten hast. Diese setzt sich zusammen aus den Prämieneinnahmen der beiden verkauften Optionen, abzüglich der Kosten für die beiden gekauften Optionen.

Maximalgewinn Iron Condor = Net Credit = (Optionspreis Short Call – Optionspreis Long Call + Optionspreis Short Put – Optionspreis Long Put) x Multiplikator

Oder anders ausgedrückt:

Maximalgewinn Iron Condor = Net Credit = Net Credit Bear Call Spread + Net Credit Bull Put Spread

Maximaler Verlust

Der Maximalverlust entsteht, wenn das Underlying einen der beiden Spreads durchbricht, d.h. wenn der Kurs über das Niveau des Long Calls ansteigt oder unter das Kursniveau des Long Puts fällt.

Berechnung des Maximalverlustes

Um den maximalen Verlust zu berechnen, musst Du zunächst die Weite von einem der beiden Spreads berechnen. (Das Underlying kann ja nur einen der beiden Spreads durchbrechen und nicht beide gleichzeitig.) Die Weite des Spreads multiplizierst Du mit dem Multiplikator, um den Dollar- bzw. Euro-Wert zu erhalten.

Da Du zu Beginn eine Prämie eingenommen hast, die Du in jedem Fall behältst, subtrahierst Du nun die Prämie von dem zuvor errechneten Wert (Weite des Spreads).

Maximalverlust Iron Condor = Weite des Spreads x Multiplikator – Net Credit

Break Even Points

Ein Iron Condor hat zwei Break Even Points: einen auf der Oberseite bzw. oberhalb des Short Calls und einen auf der Unterseite bzw. unterhalb des Short Puts. 

Steigt oder fällt das Underlying bis zum Verfallstag auf das Kursniveau des Break Even Points, so beträgt der Gewinn bzw. der Verlust am Verfallstag 0 EUR bzw. 0 USD. Wenn der Break Even Point durchbrochen wird, entsteht ein zunehmend größerer Verlust. Sobald auch der Long Strike (Long Call oder Long Put) durchbrochen wird, ist das Kursniveau erreicht, auf dem am Verfallstermin der Maximalverlust entsteht.

Berechnung der Break Even Points

Break Even Point 1 Iron Condor = Short Call + Net Credit

Break Even Point 2 Iron Condor = Short Put – Net Credit

Delta

Beim Handel eines Iron Condors ist das Delta in zweierlei Hinsicht wichtig:

  1. Das Delta der Short Strikes ermöglicht Dir eine ungefähre Einschätzung, wie wahrscheinlich es ist, dass der zugrunde liegende Basiswert am Verfallstermin über dem Short Call bzw. unter dem Short Put notiert. 
  2. Du solltest das „Gesamt-Delta“ sowohl des Bull Put Spreads als auch des Bear Call Spreads berechnen, damit Du einschätzen bzw. berechnen kannst, wie sich der Gewinn oder Verlust Deines Trades entwickelt in Abhängigkeit der Bewegung des Underlyings. Außerdem erkennst Du hierdurch, ob das Delta beider Spreads etwa identisch ist, oder ob auf einer Seite ein höheres Risiko besteht.
    Wie Du das Delta eines Bear Call Spreads und das Delta eines Bull Put Spreads berechnen kannst, erfährst Du in den in diesem Satz verlinkten Artikeln.

Vega

Das Vega ist eine Optionskennzahl, die Dir verrät, wie stark sich der Preis einer Option verändert, bei einer Veränderung der impliziten Volatilität um einen Punkt. 

Das Vega eines Iron Condors ist negativ, das bedeutet, bei einem Rückgang der IV wird der Wert des Iron Condors (bzw. des Net Credits) geringer und Du erzielst einen Gewinn.

Da für die Trade-Entscheidung in der Regel die implizite Volatilität analysiert wird (bspw. indem der IV-Rank berechnet wird), spielt das Vega selbst für das Eröffnen oder das Managen eines Iron Condors in der Regel keine Rolle.

Falls Du das Vega des gesamten Iron Condors berechnen möchtest, kannst Du dies tun, indem Du das Vega der gekauften Optionen addierst und das Vega der verkauften Optionen subtrahierst.

Theta

Das Theta bringt den Zeitwertverlust zum Ausdruck, den grundsätzlich jede Option erleidet. Wenn Du einen Credit Spread verkaufst (bzw. im Fall eines Iron Condors zwei Credit Spreads), profitierst Du vom Zeitwertverlust. Wie hoch der Zeitwertverlust des Iron Condors unter sonst gleichbleibenden Umständen pro Tag ist (bzw. wie hoch das Theta des Iron Condors ist), kannst Du wie folgt berechnen:

Theta Iron Condor = Theta Bear Call Spread + Theta Bull Put Spread

bzw.

Theta Iron Condor = Theta Short Call – Theta Long Call + Theta Short Put – Theta Long Put

Key Takeaways

  • Das Öffnen und Schließen eines Iron Condors erfordert insgesamt acht einzelne Trades. (Mit Kombo-Orders kannst Du die Spreads einzeln oder den gesamten Iron Condor mit nur einer Order öffnen und schließen.)
  • Der Maximalgewinn und der Maximalverlust eines Iron Condors sind begrenzt.
  • Mit den Optionsgriechen kannst Du das Risiko eines Iron Condors steuern.
  • Für die Analyse der impliziten Volatilität eignet sich der IV Rank.

Iron Condor in der Praxis: Wann ist der Einsatz sinnvoll?

Wie zuvor beschrieben, sind beim Handel eines Iron Condors zwei Dinge wichtig:

  1. Die Kursentwicklung des zugrundeliegenden Basiswertes
  2. Die Entwicklung der impliziten Volatilität

Spekulation auf einen Seitwärtstrend

Da Du mit einem Iron Condor darauf spekulierst, dass sich der Basiswert innerhalb einer bestimmten Kursspanne bewegen wird, eignet sich der Einsatz insbesondere in trendlosen Märkten.

Befindet sich das Underlying hingegen in einem eindeutigen Trend, ist die Gefahr hoch, dass der Trend sich fortsetzt und eine der beiden Seiten des Iron Condors einen Verlust erzielt. 

Das bedeutet jedoch nicht, dass ein Iron Condor niemals in einem Trend-Markt eingesetzt werden kann oder soll. Du solltest viel mehr darauf achten, dass die Short-Strikes soweit Out Of The Money sind, dass Du dem Markt genug Platz gibst. Du kannst bspw. in einem trendigen Markt auch eine Seite (einen Spread) näher am Geld handeln, während die andere Seite weiter aus dem Geld liegt.

Einsatz in einem Umfeld hoher IV

Die Möglichkeit dazu bietet sich häufig dann, wenn die IV zuvor stark angestiegen ist. Wenn bspw. ein Markt eine starke und explosive Kursbewegung in eine Richtung vollzieht, führt das oft zu einer Panik oder zumindest zu einem erhöhten Absicherungsbedürfnis und Marktteilnehmer sind bereit, irrational hohe bzw. überteuerte Preise für eine Absicherung zu bezahlen.

In genau solchen Situationen kann es sehr lukrativ sein, Credit Spreads gegen den vorherrschenden Trend zu schreiben, oder eben einen Iron Condor, mit dem Du darauf spekulierst, dass sich der Markt wieder beruhigen wird.

In jedem Fall solltest Du vor dem Handel eines Iron Condors die implizite Volatilität untersuchen. Neben der Analyse von Volatilitätsindizes eignet sich dazu auch der IV Rank, mit dessen Hilfe Du einschätzen kannst, wie hoch die aktuelle IV im Vergleich zu historischen Werten ist.

Earnings Strategien mit Iron Condors

Ein Beispiel für eine Situation, in der Optionshändler gerne Iron Condors einsetzen, sind auch sogenannte Earnings Trades. Während der Earnings Season (wenn US-Unternehmen ihre Quartalsergebnisse veröffentlichen) steigt bei vielen Aktien die implizite Volatilität sehr stark an und bricht unmittelbar nach der Veröffentlichung der Quartalsergebnisse wieder stark ein (Vola Crush).

Der Grund dafür liegt in der hohen Unsicherheit rund um die Earnings und der Tatsache, dass Aktien häufig sehr volatile Kursbewegungen vollziehen am ersten Handelstag nach Veröffentlichung der Earnings.

Ein Iron Condor mit einem Verfallstermin direkt nach den Earnings kann daher ein lukrativer Trade sein. Allerdings besteht auch die Gefahr, dass der Aktienkurs stark steigt oder fällt und einen der Spreads durchbricht und somit ein Verlust entsteht.

Verhalten des Trades während der Laufzeit

Der Iron Condor ist eine Stillhalter-Strategie, die durch den Zeitwertverfall der Optionen Tag für Tag einen kleinen Gewinn erzielt, bis die Optionen im Idealfall zum Verfallstermin wertlos verfallen.

Solange sich das Underlying seitwärts bewegt und kein Anstieg der IV auftritt, erhöht sich Dein Gewinn also jeden Tag. In der Realität geschieht das jedoch eher selten, und es kommt zumindest häufig zu moderaten Kursbewegungen in die eine oder in die andere Richtung.

Da Du mit einem Iron Condor sowohl einen Bear Call Spread als auch zeitgleich einen Bull Put Spread schreibst, bedeutet das, dass in diesem Fall möglicherweise eine Seite (einer der beiden Spreads) leicht unter Druck gerät und einen kleinen Verlust erzielt, während die andere Seite einen kleinen Gewinn erzielt.

Da Märkte sich meist wellenförmig bewegen (in Trendphasen ebenso wie in einem Seitwärtsmarkt) führt dies oft dazu, dass nach einigen Tagen bis Wochen beide verkauften Spreads Gewinne produzieren.

Die einzige Ausnahme ist eine Situation, in der eine sehr starke Kursbewegung in eine Richtung entsteht. In diesem Fall ist der Verlust auf der einen Seite in der Regel größer als der Gewinn, der gleichzeitig auf der anderen Seite entsteht. Falls die starke Kursbewegung zusätzlich mit einem Anstieg der IV einhergeht, leidet der Trade zusätzlich darunter.

Risikomanagement

Aus diesem Grund ist es wichtig, bei einer starken Kursbewegung frühzeitig zu reagieren und den Trade frühzeitig zu adjustieren oder zu schließen. Tust Du dies nicht und hoffst darauf, dass der Markt eine Gegenbewegung vollzieht, droht der anfänglich moderate Verlust zu einem größeren Verlust zu werden.

Gerade wenn die Spreads weit Out Of The Money geschrieben wurden, hast Du in aller Regel genug Zeit, um den Verlust zu begrenzen oder durch ein geschicktes Adjustieren bzw. Rollen des Trades, die Chance auf einen Gewinn zu bewahren.

Dies kann zum Beispiel bedeuten, dass Du einen Spread oder beide Spreads zurückkaufst und direkt im Anschluss einen weiteren Spread bzw. zwei weitere Spreads mit anderen Strikes (und ggf. mit einem späteren Verfallstermin) verkaufst.

Praxisbeispiel: Handel eines Iron Condors auf den Silber Future (SI)

Am 6. Januar 2023 habe ich einen Iron Condor auf den Silber Future (SI) gehandelt. Nachdem der Markt stark angestiegen war, kam ich nach einer gründlichen Analyse zu dem Schluss, dass der Silberpreis mit einer hohen Wahrscheinlichkeit in den nächsten Wochen nicht mit dem gleichen Momentum weiter ansteigen wird. 

Da der Aufwärtstrend jedoch noch intakt war und einige andere Gründe dafür sprachen, dass der Silberpreis mittelfristig auch nicht sofort wieder einen Abwärtstrend ausbildet, entschloss ich mich zum Handel eines Iron Condors.

Die implizite Volatilität war noch ausreichend hoch, um weit aus dem Geld liegende Spreads verkaufen zu können und trotzdem eine attraktive Prämieneinnahme erzielen zu können. Der IV Rank lag bei 43 und das IV Percentile bei 79.

  • Trade Datum: 06.01.2023
  • Underlying = Silver Future (SI) März 2023
  • Verfallstermin = 23.02.2023
  • Restlaufzeit = 48 Tage
  • Multiplikator SI = 5’000 USD

Bear Call Spread

  • Strike Short Call = 27.25
  • Strike Long Call = 28.25
  • Weite des Spreads = 1 USD (entspricht 5000 USD)
  • Optionspreis Short Call = 0.252
  • Optionspreis Long Call = 0.164
  • Prämie (Net Credit) = (0.252 – 0.164) x 5’000 USD = 440 USD

Bull Put Spread

  • Strike Short Put = 20.25
  • Strike Long Put = 19.25
  • Weite des Spreads = 1 USD (entspricht 5000 USD)
  • Optionspreis Short Put = 0.092
  • Optionspreis Long Put = 0.048
  • Prämie (Net Credit) = (0.092 – 0.048) x 5’000 USD = 220 USD

Iron Condor

  • Net Credit = 440 USD + 220 USD = 660 USD
  • Max. Gewinn = Net Credit = 660 USD
  • Max Verlust = Weite des Spreads – Net Credit = 5’000 USD – 660 USD = 4’340 USD
  • Break Even Point 1 = Strike Short Call + Net Credit = 27.25 USD + (660 USD/5000) = 27.382 USD
  • Break Even Point 2 = Strike Short Putl – Net Credit = 20.25 USD – (660 USD/5000) = 20.118 USD
Visualisierung eines Iron Condors, Kurs Silber Future mit Einzeichnungen der Strikes und Profit-Zonen
Iron Condor auf den Silber Future, der im Januar 2023 gehandelt wurde

Die beiden Spreads wurden weit aus dem Geld verkauft, sodass dem Markt genug Platz gegeben wurde, um auch bei einer moderaten Kursbewegung in die eine oder andere Richtung einen Gewinn erzielen zu können.

Durch das Eröffnen des Trades wurde insgesamt eine Prämieneinnahme von 660 USD pro Iron Condor erzielt. Wenn der Preis des Silber Futures am Verfallstermin zwischen 20.25 USD – 27.25 USD notiert, kann der Maximalgewinn realisiert werden.

Es macht allerdings meistens Sinn, den Trade vorher zu schließen und die Spreads einzeln zu einem sehr geringen Preis zurückzukaufen. Die Take Profit Orders wurden direkt nach der Trade Eröffnung platziert und wurden am 2. Februar und am 3. Februar ausgeführt.

FAQ – Häufige Fragen zum Iron Condor

Ein Iron Condor ist eine Optionsstrategie, die aus vier Optionen besteht, genauer gesagt aus einem Bear Call Spread (Out Of The Money Short Call + Long Call mit höherem Strike) und einem Bull Put Spread (Out Of The Money Short Put + Long Put mit tieferem Strike).

Mit einem Iron Condor kannst Du einen Gewinn erzielen, wenn sich der zugrundeliegende Basiswert seitwärts bewegt bzw. nur moderat ansteigt/fällt und/oder wenn die implizite Volatilität rückläufig ist.

Der Trade profitiert vom Zeitwertverlust der Optionen und produziert somit Tag für Tag einen kleinen Gewinn, vorausgesetzt, das Underlying vollzieht keine starke Kursbewegung.

Ein Iron Condor ist dann sinnvoll, wenn Du der Meinung bist, dass sich das Underlying zwischen zwei klar definierten Kursbereichen bewegen wird. Zudem macht ein Iron Condor Sinn, wenn Du bzgl. der Entwicklung der impliziten Volatilität eine klare Erwartungshaltung hast.

Der Iron Condor ist eine vergleichsweise konservative Optionsstrategie. Das maximale Risiko wird durch die gekauften Optionen begrenzt. Außerdem kann immer nur einer der beiden verkauften Spreads einen Verlust erzielen, während der andere gleichzeitig einen Gewinn erzielt und den Verlust teilweise oder komplett ausgleichen kann.

Das absolute Risiko wird jedoch durch die Weite des Spreads bestimmt, weshalb das Risiko individuell von jedem Händler nach seinen Bedürfnissen gemanagt werden kann.

Zunächst ist es wichtig, das Risiko bzw. den maximal möglichen Verlust zu berechnen, der durch die Weite der Spreads abzüglich der Netto Prämieneinnahme definiert wird.

Einige Händler versuchen als Faustregel ein Drittel der Weite der Spreads als Prämieneinnahme zu erzielen. Es ist jedoch auch möglich, den Iron Condor eher als eine Art Short Strangle mit zusätzlicher Absicherung zu sehen, wobei die Spreads weiter aus dem Geld liegen und die Prämieneinnahme nur 10 % – 20 % der Spread-Weite beträgt.

In diesem Fall ist es jedoch wichtig, dass der Trade aktiv gemanagt wird, falls eine Seite unter Druck gerät, damit der Maximalverlust nicht eintritt.

Sobald der Trade platziert ist, sollte der Trade aktiv beobachtet und gemanagt werden. Bei einer positiven Entwicklung werden die Strikes in der Regel einzeln zurückgekauft, sobald sie einen bestimmten Betrag als Gewinn erwirtschaftet haben. Auch im Falle einer negativen Entwicklung ist in den meisten Fällen ein frühzeitiges Eingreifen und eine Adjustierung des Trades sinnvoll.

Der Einsatzzweck eines Iron Condors kann mit dem eines Short Strangles verglichen werden. Mit beiden Optionsstrategien spekulierst Du auf eine Seitwärtsbewegung des Marktes. Außerdem werden beide Strategien primär in einem Umfeld hoher impliziter Volatilitäten eingesetzt und profitieren von dem Rückgang der IV.

Der größte Unterschied ist, dass der Short Strangle ein undefiniertes Risiko besitzt, wohingegen bei einem Iron Condor auf beiden Seiten eine Absicherung gekauft wird, um das Risiko zu begrenzen.

Der Short Strangle reagiert sensibler bzw. schneller auf verschiedene Einflussfaktoren des Optionspreises, während der Iron Condor etwas träger ist, sowohl bei einer positiven Trade-Entwicklung als auch bei einer negativen.

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